Rituale

Rituale im allgemeinen werden von vielen Menschen philosophisch betrachtet.

Hier soll es allein um das Ritual des Musizierens gehen, speziell um das Musizieren eines einzelnen Menschen, und noch spezieller, um das mehrstimmige Musizieren mit beiden Händen, wie es nur Tasteninstrumente ermöglichen, weil sie zur Erzeugung eines Tones nur einen Fingerdruck benötigen, und nicht wie z.B. Saiteninstrumente dafür beide Hände brauchen.

Das mehrstimmige Spiel ist deshalb ein wichtiges Ritual, weil es dem Spieler die harmonische Komposition eines vollständigen Musikstückes mit Begleitung und Melodie ermöglicht. Wenn dies gut gelingt, kann es in späteren Aufführungs-Ritualen (Konzerten) ein Publikum erfreuen.
Es hat sich so entwickelt, daß relativ wenige Kompositionen zu Hits werden, die wieder und wieder in nahezu identischer Art aufgeführt werden.

Wenn nun dieses mehrstimmige Komponieren mithilfe der PC-Tastatur vielen begabten Kindern ermöglicht wird, und nicht nur solchen mit Zugang zum Klavier, dann wird es vielleicht auch nicht mehr Hits geben als bisher, aber wahrscheinlich noch bessere und lebendigere, weil sie von dann vielen Menschen abgewandelt und angepaßt werden können.

Das Ritual des Fingersatzes:
Beim Klavier spielen die linke und rechte Hand spiegelverkehrt zueinander:

Mit der linken Hand fängt man eine Tonleiter mit dem kleinen Finger oder mit dem Ringfinger an und spielt die nächsten drei Töne jeweils mit dem nächsten Finger, bevor man dann nach dem 4. Ton (Zeigefinger oder Daumen) die ganze Hand nach rechts bewegt und wieder mit dem ersten Finger und dem 5. Ton weiterspielt.

Mit rechts gehts genau umgekehrt:
Man beginnt die Tonleiter mit dem Daumen, dann Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und "Umgreifen", also Hand verschieben und von vorn beginnen.

Dieser Ablauf sowie viele Abwandlungen davon gehen im Laufe der Übungs-Phase immer mehr "in Fleisch und Blut" über, so daß man irgendwann imstande ist, musikalisch wohlklingend und schlüssig etwas damit auszudrücken.

Dann beherrscht man mehr oder weniger die Finger-Sprache des Klavierspiels. Akkorde sind die Worte, Akkord-Folgen die Sätze dieser Sprache. Und zwar im Idealfall nicht nur in Form eines oberflächlichen "Geplappers", sondern so, daß man auch mal ganz bewußt und präzise etwas ausdrücken kann. Am besten so, daß es auch jemand hören möchte und daß es unser Zusammenleben bereichert und nicht vergiftet.

Wer so weit gekommen ist, hat die Fingerbewegung mit dem durch sie erzeugten musikalischen Inhalt sehr eng verknüpft und verinnerlicht.

Früher war die Tastenanordnung des Klaviers (Orgel, Cembalo etc.) als älteste systematische Anordnung der 12 Töne die feste und einzige Referenz für Komponisten.


Mit der Erfindung des Akkordeons vor 200 Jahren hat sich das zwar geändert, aber diese Änderung ist immer noch nicht im Musik-Unterricht angekommen.

Beim handelsüblichen Akkordeon spielt die linke Hand nicht spiegelverkehrt, sondern ganz anders als als die rechte, und das hat einen sehr guten Grund:

Fortsetzung folgt