... klammert sich die herrschende Ordnung länger an ihre Macht, als es die Einsicht gebietet. Denn eine Änderung würde Vertreter der neuen Ordnung fördern und eigenen Ordnungshütern die gewohnte Routine-Arbeit erschweren. Je klarer die Möglichkeit einer Neu-Ordnung sichtbar wird, umso stärker fördert die alte Führung ihre eigenen Vertreter und versucht, "quertreibende Masse-Partikel" auszuscheiden oder zwangsweise ans eigene kranke System anzupassen. Aufstrebende Vertreter der neuen Ordnung verweigern ihrerseits das untertänige Benehmen, das die alte Ordnung als belohnenswert erachtet, und mit dem Vertreter der neuen Ordnung integriert werden könnten. Zum Konflikt hinzu kommt noch, daß die neue Ordnung ebenfalls Herrschafts-Strukturen entwickelt. Und welcher Herr dient schon freiwillig dem früheren Untergebenen oder gibt statusbedingte Privilegien ab? Die alte Ordnung glaubt,im langen Verlauf ihrer Herrschaft Verantwortungsgefühl erworben zu haben, das ihre Entscheidungs-Vollmacht rechtfertigt: Sie hat belohnt und bestraft, so wie es nach ihrem Wertesystem angemessen erschien. Sie hat sich sogar - ein wenig zumindest - mit Schuldgefühlen auseinandergesetzt. Kinder der Herrschaften, erzogen im Sinne der Eltern, rechtfertigen die geerbte Position im alten Ordungsprinzip mit vereinfachten Begründungen. Wegen ihrer Privilegien sind sie weniger zu Anstrengungen motiviert, und ihnen fehlt die Erfahrung der "Frosch-Perspektive". Aufstrebenden Vertretern neuer Ordnung fehlt die "Vogelperspektive": Ihnen fehlt praktische Erfahrung mit Macht und deren Strukturierung. Jeder Mensch orientiert sich an seiner Ordnung, braucht Verläßlichkeit und Rituale, Wissen um "richtig" und "falsch", und um seine "Bestimmung". Jeder wird geboren in einen Zusammenhang, der ihn in wesentlichen Teilen prägt ->Goethe: "Charakter" Kindliche Erfahrungen prägen besonders: Gerüche, Gesichter, Streicheln oder Schläge, Geschrei oder Wohlklang, Musik im Kinderzimmer, bei der ersten Liebe ->"Sie spielen unser Lied..." Wache Menschen können Lüge von Wahrheit unterscheiden. Ebenso wie schlechte von guter Musik. Tolerant, aber deutlich. Trotz falscher Lobpreisungen im Auftrag von Macht und Kommerz, inszeniert von erfolgreichen Werbe-Strategen: Folgsame Herden nicht so wacher Menschen übertönen die Wachen. Keiner kann oder will immer wach sein.->Canetti, ->Le Bon Die Katze jagt ihrem eigenen Schwanz hinterher. Ich führe mit rechts eine Glasmurmel gegen die linke Hand, trickse die linke aus und schieße ein Tor, 1:0. Spiele sind Training, Befriedigung und Zeitvertreib. Und mit der Zeit -> Buffy Sainte-Marie: "Moonshot" |